Hund im Büro – was gibt es zu beachten?
Ein Leben mit einem Hund zu verbringen ist an sich schon eine großartige Sache. Und das absolute Highlight ist es, wenn das Tier auch mit ins Büro darf. Gibt es etwas Schöneres, als wenn unser Vierbeiner 24 Stunden am Tag an unserer Seite sein kann? Ich glaube nicht…
Ich habe das Glück, einen toleranten Chef zu haben, der es mir erlaubte, meinen Hund täglich mit ins Büro zu nehmen. Das war keinesfalls selbstverständlich, denn mein Chef hatte auch privat nie Hunde und einen rechtlichen Anspruch hat man darauf natürlich auch nicht.
Die grundsätzliche Zustimmung hatte ich sogar schon während des Einstellungsgespräches von ihm erhalten. Zu einem Zeitpunkt, als ich noch gar keinen Hund hatte. Denn die Anschaffung eines Hundes hatte ich davon abhängig gemacht, ihn tagsüber nicht alleine lassen zu müssen.
Hunde sind Rudeltiere und leiden mehr oder weniger stark, wenn sie von ihrer Bezugsperson längere Zeit getrennt sind. Besonders, wenn sie ganz alleine sind. Das kann sich darin zeigen, dass sie anfangen, Dinge zu zernagen, anhaltend zu winseln / zu bellen oder Verhaltensstörungen entwickeln, wie sich selbst zu belecken oder zu verletzten. Dauerhalft einen Hundesitter zu besorgen ist aus meiner Sicht auch keine Ideallösung.
Mehr Verantwortung durch den Halter
Ein Hund im Büro bedeutet neben der Verantwortung für das Tier auch eine Verantwortung gegenüber allen Menschen, die dort mit dem Tier zusammentreffen und keinesfalls gestört oder belästigt werden dürfen. Hierzu gehört auch Rücksichtnahme auf Personen, die eventuell eine Tierhaarallergie oder generell Angst vor einem Hund haben. Gibt es noch weitere Hunde in der Firma, darf es zwischen denen nicht zu (lautstarken) Auseinandersetzungen kommen. Eine enge Bindung zu seinem Menschen sowie eine gute Erziehung sind die Vorrausetzungen dafür, dass ein harmonisches Miteinander im Büro optimal funktioniert.
Hunde im Büro stärken die Teamfähigkeit
Ein wohlerzogener, freundlicher Hund ist in der Firma gern gesehen und sorgt u.a. durch Stressabbau und seine Vermittlerrolle für ein verbessertes Betriebsklima, höhere Motivation und damit für eine Steigerung der Produktivität. Weiß eigentlich auch Ihr Chef, dass Mitarbeiter/Innen mit Hund weniger anfällig für Krankheiten sind? Ein gutes Argument für das kommende Jahresgespräch…
Checkliste & Tipps für eine gute Integration:
- Hat der Hund einen ruhigen Platz, an dem er ungestört liegen kann?
Körbchen oder Decken sollten besser nicht an Türen oder Durchgangswegen platziert werden: Der Hund benötigt einen Ort zur Entspannung. Erwachsene Hunde schlafen/dösen bis zu 20 Stunden am Tag. Wenn sie ständig gestört werden, leiden sie unter Stress und kommen nicht zur Ruhe. Meine Hunde haben ihre Plätze direkt unter bzw. neben meinem Schreibtisch. Sie haben keinen Sichtkontakt zur Bürotür und „schrecken“ dadurch auch nicht hoch, wenn jemand in mein Büro kommt.
- Ist für Abkühlung gesorgt?
Klar – ein Wassernapf ist selbstverständlich. Aber eine andere Abkühlung in Form eines Ventilators kann wegen auftretender Zugluft unangenehm oder gar schädlich für den Hund werden. Ich nutze meinen Ventilator nur auf kleinster Stufe und in von den Hunden abgewandter Richtung zur Wand. Das reicht, um die Luft im Büro etwas in Bewegung zu halten. Weiterhin habe ich an heißen Tagen stundenweise „Gel-Kühl-Kissen“ im Einsatz, auf denen eine Hundedecke liegt, damit es den Hunden nicht zu kalt wird. Diese Kissen befinden sich außerhalb der Körbchen, die Hunde können so selber entscheiden, ob sie diese Abkühlung nutzen oder nicht.
- Liegen Putzmittel (Animal-Spray gegen Urin), Eimer, Badetücher, Schwamm und (Welpen-)Shampoo bereit?
Damit Sie auf den Super-GAU vorbereitet sind: Sie gehen in der Mittagspause mit Ihrem Liebling Gassi, er hat heftigen Durchfall und 99% davon befindet sich anschließend im Fell. Spätestens nach so einer Aktion sind Sie froh, wenn diese Utensilien griffbereit sind. Badetücher eignen sich zudem, um den Hund gründlich nach einem Regenschauer abzutrocknen, damit er sich nicht erkältet. Zudem muss damit berechnet werden, dass einige Ihrer Arbeitskollegen den Geruch eines Hundes nach Regen eventuell nicht sonderlich mögen.
- Spielzeug und Kauartikel vorhanden?
Hilft gegen Langeweile, falls nötig. Zur Schonung der Nerven Ihrer Kollegen besser Spielzeug ohne Quietschgeräusche verwenden. Und vielleicht Kauartikel, die beim Bearbeiten durch den Hund nicht kilometerweit nach Ochsenziemer duften.
- Haben Sie ein Erste-Hilfe-Set für Hunde griffbereit?
Dazu gehört auch eine Zeckenzange. Für einen eventuellen Notfall kann es auch nützlich sein, die Adresse mit Sprechzeiten des nächsten Tierarztes in der Schreibtischschublade zu haben und sich den Anfahrweg vorab einzuprägen. Denken Sie auch daran, dass bei vielen Tierarztpraxen umgehend nach der Behandlung in bar oder mit Karte zu bezahlen ist.
Mal eben schnell ohne Hund außer Haus, weil der Chef ruft? Besser die Fenster schließen, denn zumindest meine Hunde haben einfliegende Insekten zum Fressen gern (Erstickungsgefahr durch Wespenstich). Insbesondere wegen Quetschgefahr der Pfoten auch die gekippten Fenster selbst bei kurzer Abwesenheit schließen.
Ist zudem ausgeschlossen, dass der Hund aus dem Büro entwischen kann, wenn ein Kollege vergisst, die Tür wieder zu schließen? Apropos: Ist Ihr Hund so zuverlässig entspannt, dass er keinesfalls Personen angeht, die in Ihrer kurzen Abwesenheit ins Büro, d.h. in sein Revier, eindringen? Ansonsten benötigen Sie noch ein Erste-Hilfe-Set für Menschen. ,-)
- Sind Rasse und Alter des Hundes für den Büroalltag geeignet?
Jagd- / Arbeitshunde bzw. sehr aktive Hunde sind für das Büro weniger geeignet als viele Hütehunde. Mit konsequenter Erziehung ist zwar fast alles möglich, aber einen jungen Terrier an einen ruhigen, achtstündigen Bürotag zu gewöhnen kann mehr Ausdauer und Geduld erfordern als bei einem Golden Retriever oder einer anderen ruhigen Rasse.
Eine große – wenn nicht zu große – Herausforderung stellt auch ein Welpe im Büro dar. Es ist damit zu rechnen, dass er alles anknabbert, was vor ihm nicht sicher ist. Weiterhin erfordern Welpen extrem viel Aufmerksamkeit und Betreuung. Selbst der Einsatz eines Baby-Laufgitters ist kein Garant für einen entspannten Bürotag.
Aber selbst wenn man keinen Welpen mehr hat, sondern „nur“ einen Junghund, ist es von Vorteil, wenn man im Büro alles nach möglichen Gefahren sichtet. Elektrische (Verlängerungs-) Kabel unbedingt durch geeignete Abdeckungen schützen. Zernagen kann man aber auch scheinbar feste Gegenstände – beispielsweise einen am Boden verschraubten Türstopper (ich schreibe auch hier aus Erfahrung).
- Ist der Hund gesund?
Der Zahnstatus sollte vom Tierarzt untersucht werden (Geruchsbelästigung). Zecken- oder Flohbefall sind insbesondere im Büro ein absolutes „No-Go“ und sollten vorher rechtzeitig behandelt werden
- Leckerlies durch Kollegen geben lassen
Haben Sie einen Hund, der nicht immer auf alle fremden Menschen positiv reagiert, können Sie Ihre Kollegen/Kolleginnen bitten, beim Eintreten Leckerlies zu geben, die vor der Tür platziert werden. Hat der Mensch oder der Hund damit Probleme, kann der Besucher Ihnen – für den Hund aber gut sichtbar – das Leckerli übergeben und Sie geben dieses dann an Ihren Vierbeiner weiter.
- Grunderziehung
Es ist nicht verkehrt, wenn der Hund relativ schnell die klassischen Grundkommandos beherrscht. Insbesondere halte ich „Komm‘ zu mir“, „Sitz“, „Platz“ sowie „Bleib“ (bzw. „Platz-Bleib“) im Büro für sinnvoll. Ebenso bei Bedarf ein „Anti-Bell“-Training – der Hund sollte auch einige Zeit alleine bleiben können, ohne zu Bellen oder die Bürotür zu zerkratzen.
- Hundefutter & Napf im Büro vorhanden
Falls Ihr Hund nur Zuhause seine Hauptmahlzeiten bekommt, schadet es nicht, wenn man immer eine Dose Hundefutter für den Notfall in der Schreibtischschublade hat. Beispielsweise für den Fall, wenn der Hund morgens sein Futter erbricht und damit er deswegen nicht den Rest des Tages hungern muss.
Größere Rassen vertragen es übrigens besser, wenn die Tagesration auf mehr als zwei Portionen aufgeteilt wird, d.h. eine Mahlzeit wird während der Arbeitszeit fällig.
PS: Bitte den Napf nicht in der Spüle der Küche reinigen oder in den Geschirrspüler stellen – es gibt Menschen, die würden Sie dafür sicher lynchen. ,-)
- An der kurzen Leine aus dem Büro führen
Es gibt Menschen, die haben einfach Angst vor Hunden. Vielleicht gibt sich das ja mit der Zeit durch das freundliche Verhalten Ihres Vierbeiners. Erzwingen kann man das aber nicht. Besser ist es, das Tier zum Spaziergang aus dem Büro heraus auf dem Flur an der kurzen Leine zu halten. Oder kurz mit dem Tier umdrehen, falls der betreffende Kollege den Weg kreuzt.
Tipp:
Sorgen Sie dafür, dass Ihre Kollegen und vor allem Ihre Vorgesetzten auch mitbekommen, dass Sie die Zeit, in der Sie den Hund ausführen, am Abend auch nacharbeiten.
Vor dem ersten Tag im Büro:
Eine kurze Eingewöhnung an den für den Hund neuen Ort ist von Vorteil, damit der Stress in der Anfangszeit im Büro möglichst gering ist. Ich bin daher immer mit meinen Hunden an einem Wochenende ins unbesetzte Büro gefahren und habe es von den Tieren inspizieren lassen. Besonders bei Lucy weiß ich noch, wie aufgeregt sie durch sämtliche Räume lief, obwohl ich mit ihr vor dem Betreten des Firmengebäudes noch einen Spaziergang unternommen hatte. Dennoch kamen die oben beschriebenen Putzmittel an diesem Tag noch hinreichend zum Einsatz…
In den ersten Tagen im Büro:
Den Hund in Ruhe „ankommen“ lassen. Es sollten nicht gleich am ersten Tag alle Kollegen und Kolleginnen auf den Hund zustürmen. Besser nach und nach kennenlernen. Ist praktisch das gleiche Vorgehen wie bei einer Ankunft eines Welpen in einer neuen Familie. Zumindest bei unseren Hunden, die alle aus dem Tierschutz kamen, eine unschöne Vergangenheit hatten und eher unsicher auf neue Situationen reagierten, war diese behutsame Gewöhnung an den Büroalltag von Vorteil. Falls möglich, empfiehlt es sich nach Neu-Übernahme eines Hundes auch für einige Tage oder Wochen Urlaub zu nehmen bevor es ins Büro geht…