Welche Voraussetzungen sollten Hundehalter erfüllen?

Das Autorenduo John Ross und Barbara McKinney nennen diese zwei Punkte bereits 1994 in einem Ratgeber zum Thema Hundeerziehung: 

  1. Man muss seinen Hund lieben
  2. Man sollte einen gesunden Menschenverstand besitzen

Ich stimme diesen Aussagen vollinhaltlich zu. Für ein harmonisches Zusammenleben mit unseren Fellnasen haben wir also schon die besten Zutaten zusammen. Manchmal benötigen wir noch ein paar Hilfsmittel aus dem „Trainerwerkzeugkasten“, falls es einmal zwischen Mensch und Tier unterschiedliche Ansichten über den Begriff „harmonisch“ gibt.  Aber vor allem sind es doch diese zwei Voraussetzungen. Im Detail verstehe ich darunter:

  1. Seinen Hund lieben

Hundeerziehung sollte von Liebe geprägt sein und damit ist schon vieles abgedeckt.  Da unter „Liebe“ jedoch jeder Mensch etwas anderes verstehen kann, habe ich in dem ältesten Buch nachgeschlagen, welches ich in meiner Vitrine finden konnte und einiges darüber gefunden, was sich durchaus auch auf das Zusammenleben mit unseren Hunden übertragen lässt (vergl. Korinther 13,1-8):

  • Den Hund lieben, bedeutet liebevoll zum Hund zu sein. 
  • Wenn ich alles über Hunde und Ihre Erziehung wüsste und alle Methoden des Trainings beherrschen würde, wäre ich ohne Liebe zu den Tieren dennoch nichts. 
  • In der Erziehung bin ich nicht nachtragend, überempfindlich oder eingeschnappt. 
  • Liebe zum Hund ist geduldig und freundlich. 
  • Ich bin nicht überheblich gegenüber anderen Haltern oder Trainern, weil ich fälschlicherweise denke, ich wüsste über das Thema schon alles. 
  • Liebe fügt dem Tier nie Schaden zu 
  • Ich verliere nie den Glauben an mein Tier, glaube immer nur das Beste und gebe nie auf 

 

  1. Gesunden Menschenverstand einsetzen

Dazu gehört für mich auch, dass man sich klar macht, dass unsere Hunde zwar ausgesprochen intelligente Tiere sind, deren kognitive Fähigkeiten jedoch Grenzen haben.

Erinnern Sie sich noch an RTL’s Hütchenspieler „Pronto Salvatore“? Zwischen 1988 und 1991 musste ein Zuschauer den Bewegungen des Vorabend-Mafioso‘s folgen und erkennen, unter welcher der drei Nussschalen Salvatore die Kugel platziert hatte. In einem ähnlich aufgebauten Versuch mit nur zwei abgedeckten Näpfen die vertauscht wurden, gelang es Hunden in der Regel nicht, den einen mit Futter gefüllten ohne Hilfe seiner Bezugsperson zuverlässig auszuwählen. Was auch nicht weiter schlimm ist, denn vielen RTL-Zuschauern gelang es damals bei Salvatore auch nicht ,-)

Der Test mit den zwei Näpfen zeigt uns jedoch – neben anderen Experimenten – sowohl die großartigen kognitiven Leistungen als auch deren Grenzen bei unseren Hunden: Hunde besitzen einen Verstand, der ungefähr mit dem eines drei- oder vierjährigen Kindes vergleichbar ist. Einen gesunden Menschenverstand einzusetzen heißt für mich, sich besonders diesen Sachverhalt bei der Erziehung oder im Training von Hunden stets bewusst zu machen.

Es ist daher wenig zielführend, einen Hund beispielsweise zu schlagen, ihm Schmerzen zuzufügen, ihn zu Boden zu ringen, mit Wasserflaschen abzulöschen, ihn mit einem Schlüsselbund zu bewerfen oder körperlich einzuschüchtern, weil solche Maßnahmen auch bei der Erziehung eines Kleinkindes völlig unsinnig wären und vielmehr die Hilflosigkeit bzw. Unkenntnis des Anwenders offenbart. Zudem findet beim Hund auch keine Lernverknüpfung mit einem vom Menschen gewünschten Verhalten statt – das Tier wird vielmehr eingeschüchtert und verunsichert. Daher: Was man in der Erziehung mit einem Kind nicht machen würde, hätte auch beim Hund keinerlei Berechtigung.

Und da Ausnahmen bekanntlich die Regeln bestätigen, gibt es natürlich auch Dinge, die nur bei einem Hund bzw. Tier durchzuführen sind. Beispielsweise es an der Leine führen, aus einem Metallnapf am Boden füttern oder ihm Tricks per „Klickertraining“ beibringen. Es würde schon sehr befremdlich wirken, wenn Sie diese Dinge auch bei einem Kleinkind durchführen würden ,-)

Hinweis: Falls Sie die weiter oben aufgeführten  Maßnahmen eventuell mal bei TV-Trainern beobachten, können Sie davon ausgehen, dass denen auch die möglichen, teils schwerwiegenden Nachteile bzw. Nebenwirkungen dieser und anderer aversiven Anwendungen durchaus bekannt sind. Aber diese Produktionen werden nach Drehbuch initiiert und am Ende muss ein unterhaltsames und damit wirtschaftliches Endprodukt stehen. Mit der Wirklichkeit hat das ebenso wenig zu tun, wie der einer Doku-Soap im Vorabendprogramm. Und wenn im Nachhinein die Probleme mit dem Tier noch größer geworden sind als sie vorher waren, dann ist der Fernsehzirkus längst weiter in die nächste Stadt gezogen ,-) 

Was bedeuten diese zwei Voraussetzungen in unserem Umgang mit Hunden?

Die logische Konsequenz ist ein liebevolles und gewaltfreies Hundetraining, bei dem die Bindung gestärkt wird und beide Seiten zusammen viel Spaß haben. Archaische sowie wissenschaftlich längst widerlegte und damit überholte Erziehungsmethoden gehören zusammen mit vielen groben „Erziehungshilfsmitteln“ längst ins Museum und nicht in die Gegenwart – schon gar nicht in die unseres besten Freundes.

 

 

In Hamburg gibt es viele Hundeschulen, aber die Hundeschule Bergedorf ist besonders beliebt.
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Begriffe, die Sie mit gutem (Ge)Wissen im „Museum für Irrtümer“ abgeben können: 

  1. „Rudelführer“:

In der Hundeausbildung vertrat man früher häufig die Meinung, man müsse gegenüber dem Hund die Rolle des Rudelführers oder eine Alpharolle einnehmen und sich durchsetzen, um die Rangposition nicht zu verlieren. Ansonsten würde der Hund diese anstreben. Begründet wurde dies vor allem mit der Abstammung des Hundes vom Wolf und von der Beobachtung des Zusammenlebens von Wölfen und leitete diese Dinge auf unsere Haushunde ab.

Diese Theorie, deren Ursprung in den 40er Jahren liegt und von Rudolf Schenkels Beobachtungen von Wölfen in der Gefangenschaft stammen, wurde in den 70ern von David Mench „weiterentwickelt“. Sie hatte sich aber als falsch erwiesen, da Wölfe in der freien Natur ein völlig anderes Verhalten zeigen, eng miteinander verwandt sind und einen Familienverband ähnlich wie bei einer menschlichen Familie bilden. Zudem lässt sich das Verhalten von Wölfen ohnehin nicht mit dem der Hunde vergleichen, weil letztere eben keine Wölfe mehr sind – zum einen durch den Domestikationsprozess und der selektiven Zucht in verschiedene Rassen mit dem Ziel der engen Zusammenarbeit mit dem Menschen. Zum anderen ist auch die Eigenschaft des Hundes, sich einem artfremden Individuum wie dem Menschen sehr eng anzuschließen, auch genetisch begründet – dem Wolf fehlt diese Eigenschaft.

Die Theorie vom alles über jeden entscheidenden Rudelführer im Rahmen einer dominanten Alpha-Position wurde 30 Jahre später sogar von David Mench selbst revidiert – sie hat leider jedoch bis heute als Mythos vor allem auf manchen Hundewiesen und in diversen Facebook-Gruppen überlebt ,-)

  1. Dominanz, Unterordnung und Alpha-Rolle

Man müsse sich gegenüber seinen dominanten Hund mit Unterordnungsübungen durchsetzen, weil er andernfalls das Zepter in die Hand nehmen würde?   

Unabhängig davon, dass es den Dominanzbegriff beim Hund, so wie er noch oft in der Hundeszene benutzt wird, gar nicht gibt. Stellen Sie sich dazu folgendes Gedankenexperiment vor: Ihr Hund schnappt sich den Autoschlüssel und Ihre Kreditkarte, fährt los und kauft die nächste Schlachterei im Ort leer. Ja, dann haben Sie ein Problem. Aber nur dann. Solange dies aber nicht passiert, sind die obigen Begriffe Unsinn – genau wie dieses Gedankenspiel.

Denn Hunde haben die genetische Veranlagung, sich uns anzuschließen. Sogar enger als zu ihren eigenen Artgenossen. Diese genetische Disposition ist beim Hund eine Mutation, die laut dem Wissenschaftler Clive D. L.Wynne ähnlich ist wie das „Williams-Beuren-Syndrom“ beim Menschen, welches bei uns zu einer außergewöhnlichen Geselligkeit führt.

Zudem weiß ein Hund sehr genau, dass er von uns Menschen versorgt wird. Schon deshalb wird er uns immer als seinen “Boss“ ansehen. Ihm ist schon bewusst, dass er von uns abhängig ist und daher wird er auch nicht gleich die Weltherrschaft an sich reißen wollen, nur weil er ohne unser Signal auf das Sofa gesprungen ist. „Unterordnungsübungen“ mit dem Ziel einer hierarchischen Ordnung oder Wiederherstellung dieser sind daher auch vollkommen überflüssig und haben auch mit einer Konsequenz in der Hundeerziehung, die tatsächlich nötig ist, gar nichts zu tun. 

Wenn beim Hund die Redewendung „Man beißt nicht die Hand, die einen füttert“ mal nicht zutrifft, dann liegen die Gründe dafür meist in Angst, Unsicherheit, Schmerz etc. und hat nichts zu tun mit einer Verteidigung einer eventuellen Rangposition. Diese Erklärungsversuche sind lediglich ein menschliches Konstrukt, ein Gedankengebäude, welches heutzutage kein tragfähiges Fundament mehr besitzt.

Ein Hund wird sich Ihnen aus den obigen Gründen immer anschließen. Sie können daher auch diese Begriffe zusammen mit darauf aufbauenden  Ausbildungsmethoden in das „Museum für Irrtümer“ bringen.

Ebenso die „Alpha-Rolle“ (auch: Alpha-Wurf) als Erziehungsmaßnahme des Hundes durch den Menschen. Beschrieben bzw. empfohlen wurde diese 1978 von den Mönchen von New Skete, einem 1966 gegründeten Männerkloster. Knapp 24 Jahre später distanzierten sich diese Mönche jedoch selber von dieser völlig unangemessenen Methode – immerhin.

Wie jede Wissenschaft so entwickelt sich auch die zum Thema Hundeverhalten ständig weiter. Es ist nur schade, dass die daraus gewonnenen Erkenntnisse häufig sehr, sehr lange brauchen, um lang verbreitete Mythen verblassen zu lassen:

Denn gerade neulich habe ich in Facebook den Rat eines wohl langjährigen Hundebesitzers zur Anwendung der Alpha-Rolle gefunden – also 20 Jahre nach der Revidierung durch deren Begründer… 

Fazit:

Als Hundehalter sollte man

  1. Seinen Hund lieben
  2. Einen gesunden Menschenverstand besitzen
  3. Alte Mythen besser ins Museum bringen 

 

© 2021 Niels Romeikat