Rassebestimmung bei einem Mischling: Ist die DNA-Analyse eine sinnvolle Investition oder überflüssiger Nonsens?

Es gibt zwischenzeitlich sehr viele Anbieter im Internet, die eine DNA-Analyse für den Hund anbieten. Auch für andere Tiere wie Katze und Pferd ist so etwas möglich, soll hier aber nicht Gegenstand dieses Artikels sein.

Die Kosten für eine solche Rassebestimmung liegen bei ca. 100,– bis 120,– Euro. Zusätzlich kann man auch das genetische Alter bestimmen, sowie seinen Vierbeiner auf Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Futtermitteln, auf Allergien und sogar  auf Erbkrankheiten hin untersuchen lassen. Den letzten Punkt sehe ich allerdings mit gemischten Gefühlen, denn könnte ein solches Ergebnis auch zu einer Abgabe des Tieres oder gar zu einer Einschläferung führen?

Keine Sorge – es wird keine Blutprobe benötigt: Zur Analyse genügt eine Speichelprobe, die jeder Haustierhalter mit zwei Bürsten, die der Anbieter zusendet, bequem und für den Hund schmerzfrei von Zuhause entnehmen kann. Diese Probe wird dann eingesandt und nach ca. 4-6 Wochen erhält man das Ergebnis.

Im Falle eines Mischlings wird der prozentuale Anteil der beteiligten Rassen angegeben. Zumindest, wenn dieses noch möglich ist. Denn wenn auch die Elterntiere Mischlinge waren und deren Eltern auch, d.h. wenn bereits über unzählige Generationen eine Durchmischung stattgefunden hat, kann es möglich sein, dass kein brauchbares Ergebnis mehr zustande kommt. Ebenso gibt es Rassen, die eine sehr hohe genetische Verwandtschaft besitzen. Kommt es hier noch zu einer Durchkreuzung mit anderen Rassen, ist eine Aussage über die Verwandtschaft oft nicht möglich, beispielsweise ob der Hund ein Sheltie- oder ein Collie-Mischling ist. Es gibt also immer eine Rest-Unsicherheit bei diesem Test.

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Dennoch ist eine Rassebestimmung für einen Mischling recht interessant und ich habe einen solchen Test auch für meine Hunde durchführen lassen. Beide sind sogenannte Super-Mischlinge (engl.:Super-Mutt), bestehend aus:

MAFI (oben im Logo links): 50% Sheltie, 12,5% Deutscher Schäferhund, Rest nicht eindeutig bestimmbar.

LUCY (rechts): 25% Deutscher Schäferhund, 12,5% Dank Svensk Gardshund, 12,5% Spitz, Rest nicht eindeutig bestimmbar.

Ich finde es sehr interessant zu wissen, zu welcher Rasse mein Hund gehört oder welche Rassen bei ihm überwiegend vertreten sind. Es lassen sich so – zumindest als kleiner Baustein – Hinweise darauf finden, welche Bedürfnisse das Tier mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit hat und welche Verhaltensweisen möglicherweise zu erwarten sind.

Die Betonung liegt hier auf „möglicherweise“, denn:

Kaum ein Hund dürfte seine Rassebeschreibung kennen ,-)

Eine Rassebestimmung lässt nicht zwangsläufig Rückschlüsse auf das Verhalten des Hundes zu. Die Gene bestimmen zwar den Rahmen des äußeren Erscheinungsbildes und der Eigenschaften des Hundes. Welche Persönlichkeit er jedoch ausbilden wird, dafür ist vor allem seine Lebenserfahrung entscheidend. Und so werden selbst identische Klonen (ja, in Amerika kann man seinen Hund tatsächlich klonen lassen), die sowohl das gleiche Erbmaterial aufweisen eine unterschiedliche Persönlichkeit entwickeln. Selbst dann, wenn sie in derselben Umgebung aufwachsen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass auch Hunde derselben Rasse ebenso völlig individuelle Persönlichkeiten sind – innerhalb und außerhalb unserer menschlich aufgestellten Rassestandards.  

Daher kann ein Hund auch ganz andere Eigenschaften besitzen, die man von der betreffenden Rasse eventuell gar nicht erwartet hatte.     

Es ist aber auch an sich schon sehr interessant, die Geschichte der Rassen zu kennen. Also für welche Aufgaben sie vor hundert oder tausend Jahren gezüchtet wurden und was aus den einzelnen Rassen im Laufe der Geschichte geworden ist. Denn die Entwicklung der Hunde und der Rassen ist auch Teil unserer Entwicklung und der unserer Kultur.

Mit einer Rassebestimmung bzw. Zusammensetzung bei einem Mischling hat man zudem wenigstens gewisse Anhaltspunkte, welche Bedürfnisse dieser Hund (eventuell) haben wird und wie ich ihn durch eine passende Erziehung, Training, Beschäftigung und Auslastung bestimmungsgerecht(er) halten kann. Beispiel: Sollten Sie sich für einen Herdenschutzhund entscheiden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie entweder mit weit entfernten oder sehr toleranten Nachbarn auf einem großen Grundstück glücklicher werden als in der Mietwohnung einer Großstadt.

Aber uneingeschränkt positiv sehe ich eine DNA-Analyse trotzdem nicht. Zwar ist es auch möglich, das Tier auf bestimmte Unverträglichkeiten (gegenüber einigen Stoffen) zu testen und kann das bei der Ernährung berücksichtigen. Also im Hinblick auf die Gesundheit des Hundes und zur Reduzierung von Allergien etc. durchaus positiv. Aber es ist eben auch möglich, Hinweise auf bestimmte Erbkrankheiten zu finden. Und da sehe ich zumindest die Gefahr, dass einige Tiere – statt eine umfassende und vielleicht lebenslange Therapie  zu erhalten – eventuell doch „präventiv“ im Tierheim landen, wenn genetische Muster von eventuell auftretenden Krankheiten (die später gar nicht zwangsläufig auftreten müssen) bekannt werden. 

Muss es denn unbedingt ein Hund einer bestimmten Rasse sein?

Für einen liebevollen Umgang und einem harmonischen Zusammenleben ist es völlig gleichgültig, ob Sie sich einen Rassehund vom Züchter oder einen Mischling aus dem Tierschutz zulegen.

Bei einen Hund aus dem Tierschutz brauchen Sie sich keine Sorgen darüber zu machen, dass er weniger Bindung zu Ihnen aufbauen wird. Denn Hunde sind hoch soziale Tiere und können immer wieder neu sehr enge Bindungen eingehen. Sie sind wahre Meister darin, Vergangenheitsprobleme zu bewältigen bzw. komplett hinter sich zu lassen.   

Bei einen Rassehund haben Sie in einem engeren Rahmen Gewissheit über das Aussehen oder die zu erreichende Größe. Allerdings sind – durch die notwendige Inzucht – rassespezifische Krankheiten wahrscheinlicher. Auch Krebserkrankungen kommen häufiger vor bei besonders ingezüchteten Rassen. Mischlingshunde haben daher aufgrund ihrer größeren Variabilität ihres Erbmaterials im Durchschnitt tatsächlich auch eine höhere Lebenserwartung.

Fazit: DNA-Analyse ja oder nein?

Es gibt also auch bei diesem Thema pro und contra und hier liegt es in den Händen der verantwortungsvollen Tierhalter, wie sie mit den heutigen Möglichkeiten der Genetik umgehen und diese bewerten. Eine Aussage über das Verhalten unseres besten Freundes wird man mit einer DNA-Analyse nicht erhalten.